Forschungsprojekt Geruchsschwelle Naphthalin

Bestimmung der Geruchswahrnehmungsschwelle, der Erkennungsschwelle und der Akzeptanzschwelle von Naphthalin

Einleitung:
In vielen älteren Gebäuden (bis 1980er Jahre) in Deutschland sind teerhaltige Produkte verbaut, die durch Emissionen zu Anreicherungen von PAK in der Raumluft führen. Naphthalin als leichtflüchtigste Verbindung der 16 PAK nach EPA wird oftmals mit geruchlichen Belästigungen aus teerhaltigen Bauprodukten assoziiert. Bisherige Bewertungsschemata für die Innenraumsituation berücksichtigen toxikologische Wirkungen. Unberücksichtigt bleibt, aufgrund des Fehlens belastbarer Geruchsschwellenwerte, dabei die Bewertung des Geruchs. Ein Unterschreiten von Innraumricht-werten musste daher nicht zwangsläufig mit einer Geruchsunauffälligkeit durch entsprechende PAK einhergehen.
Um dies zu klären, wurde 2014 im Rahmen der Masterarbeit von Wadim Lisow zusammen mit der Anbus Analytik GmbH in Fürth ein Projekt zur belastbaren Bestimmung der oben aufgeführten Schwellengrößen im Bremer Umweltinstitut durchgeführt.

 

Durchführung:
Das Experiment zur Bestimmung der Geruchswahrnehmungsschwelle von Naphthalin erfolgte im Mai 2014 als Studie an der Hochschule OWL in Detmold. 202 Probanden im Alter von 12 bis 72 Jahren haben daran teilgenommen.
Dabei wurde ein dynamisches Olfaktometer genutzt und Naphthalin in aufsteigender Konzentration an sechs Trichtern dargeboten. Die Probanden sollten nun in aufsteigender Reihenfolge an den Trichtern riechen und dokumentieren, ab welchem Trichter sie erstmals einen Geruch wahrnehmen. Zusätzlich sollte der Trichter benannt werden, an dem die Wiedererkennung von Naphthalin erfolgte. Zu jedem Trichter wurde zudem die Akzeptanz notiert.
Zwischenzeitlich erfolgten Messungen der Naphthalinkonzentrationen an den Trichtern mittels aktiver Probenahme auf Thermodesorptionsröhrchen.

Auswertung:
Die Auswertung der Naphthalinkonzentrationen an den Trichtern erfolgte mittels TD-GC/MS. Die Antworten der Probanden an den Trichtern wurden dann zu den ermittelten Naphthalinkonzentrationen in Beziehung gesetzt. Die Auswertung erfolgte hierbei über ein logarithmisches Wahrscheinlichkeitsnetz.

Ergebnisse:
Die Auswertung der Studie lieferte folgende Ergebnisse:

Geruchswahrnehmungsschwelle von Naphthalin = 2,3 ± 0,8 μg/m³,
Erkennungsschwelle von Naphthalin = 8,8 ± 3,2 μg/m³,
Akzeptanzschwelle wurde als Überschreitung des 30-prozentigen PD-Wertes (Anteil unzufriedener Probanden) definiert = 4,7 ± 0,9 μg/m³.

Nachtrag:
Die Projektergebnisse wurden 2015 in zwei Veröffentlichungen auf der Healthy Buildings Europe veröffentlicht. Projektdetails können den Veröffentlichungen sowie der Masterarbeit von Wadim Lisow entnommen werden.

"Olfactometric determination of the odour detection threshold and the identification threshold of Naphthalene" Wadim Lisow, Matthias Schmidt, Jörg Mertens, Jörg Thumulla, Norbert Weis, Michael Köhler and Manfred Pilgramm

"The Assessment of Odour Annoyance in Indoor Environment – a new Concept using statistically derived Acceptance Limits"
Schmidt, M.; Thumulla, J.; Kroczek, C, Lisow, W.; Mertens, J.; Weis, N.;Pilgramm, M.